5. 6. 2020

Die ČEZ-Gruppe beschreitet weiterhin den Weg zur Emissionsneutralität; das Kraftwerk Prunéřov I ist Geschichte, seine Lokalität gehört jedoch der weitentfernten Energiezukunft

Prunéřov – ČEZ setzt die Umsetzung ihrer Strategie, das heißt den kontinuierlichen Übergang zur Stromerzeugung mit niedrigen Emissionswerten, bis zur emissionsfreien Stromerzeugung fort – basierend auf erneuerbaren Quellen und Kernenergetik, ergänzt durch Dampfgasquellen für den Bedarf an thermischen Kraftwerken. Nach dreiundfünfzigjährigem Betrieb werden die Kraftwerke Prunéřov I. mit aktueller Leistung von 440 MW in diesen Tagen stillgelegt.

„Zwischenjährlich legte ČEZ 500 MW Kohleblöcke still. Es wurden 2 Blöcke mit einer Leistung von 220 MW im Kraftwerk Ledvice, ein Block des Kraftwerks Dětmarovice mit einer Leistung von 200 MW sowie Produktionsblöcke in Vítkovice mit einer Leistung von knapp 80 MW stillgelegt. Die insgesamt knapp 1.000 aktuell stillgelegten MW entsprechen einem Temelín-Block,“ meinte bei dieser Gelegenheit Daniel Beneš, Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor von ČEZ.

Während ihrer Existenz produzierten die Kraftwerke Prunéřov I. mit einer grundlegenden Modernisierung und Ökologisierung des Produktionsbetriebs in der zweiten Hälfte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts 139.193.107 MWh Strom, diese Menge würde derzeit der ganzen Tschechischen Republik für zwei ganze Jahre reichen. Abgesehen davon, erzeugte Prunéřov I. auch 41.433.487 GJ Wärmeenergie. Dieses Kraftwerk verbrauchte 138.532.416 Tonnen Kohle und war 1.533.797 Stunden in Betrieb; soweit die Kurzbeschreibung des Kraftwerks Prunéřov I, das sich am 30. Juni seinem Schicksal fügen muss. Seinen letzten Dienst wird das Kraftwerk den Energetikern Ende März erweisen, dann wartet die komplette Abstellung auf das Kraftwerk Prunéřov II, und die Eins wird anstelle von Prunéřov II noch die Städte Klášterec nad Ohří, Chomutov und Jirkov mit Wärme versorgen. Danach folgt am 30. Juni 2020 die definitive Stilllegung, von der 155 Mitarbeiter der Stammbelegschaft ČEZ betroffen sein werden. Die meisten von ihnen aber werden Bei ČEZ weiterbeschäftigt werden.  

Die Geschichte des Kraftwerks Prunéřov I begann, zumindest auf dem Papier, vor 60 Jahren, als von Ředitelství budovaných elektráren, n. p., Prag, eine Investitionsaufgabe ausgearbeitet und anschließend vom damaligen Ministerium für Brennstoffe und Energetik genehmigt wurde. Es sollte sich um ein Kraftwerk mit einer Gesamtleistung von 660 MW in Kombination mit Produktionsblöcken mit einer Leistung von 110 und 200 MW handeln. Schließlich beschloss die Investitionskommission des Ministeriums, dass alle sechs Produktionsblöcke eine Leistung von 110 MW haben sollten. Der erste Spatenstich erfolgte am 16. September 1963, die Produktionsblöcke 1-6 wurden in den Jahren 1967-1968 schrittweise in Betrieb genommen. Zusammen mit der Inbetriebnahme des ersten Blocks wurden bereits am 27. Juli 1967 praktisch alle Gemeinschaftsobjekte des Kraftwerks, z.B. Aufbereitungsanlage für chemisches Wasser, Bekohlung, Baggerstation, Werkstätten, Lager und Garage, zur Nutzung freigeben.

Wenn wir die klassischen Stillstände im Rahmen der üblichen Wartung oder gesamtbetrieblichen Stillstände einmal außer Acht lassen, hatte das Kraftwerk Prunéřov I bis zum Jahr 1985 ein beschauliches Leben. In diesem und im darauffolgenden Jahr wurden die Produktionsblöcke B5 und B6 generalüberholt, beziehungsweise es erfolgte die erste größere Runderneuerung im Rahmen einer technologischen Modernisierung nach den Trends der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Dasselbe galt für die Produktionsblöcke B3 und B4 in den Jahren 1988/89. Unmittelbar vor Beginn der ersten Ökologisierungswelle der Kohlekraftwerke der ČEZ-Gruppe wurde der Betrieb in den Produktionsblöcken B1 und B2 bereits in den Jahren 1990/91 im Rahmen des Dämpfungsprogramms eingestellt. Infolgedessen sank die Gesamtleistung des Kraftwerks von 660 MW auf 440 MW. In den Jahren 1993 bis 1996 wurde das Kraftwerk anhand der Methode der nassen Rauchgasentschwefelung – der sog. Kalkwäsche – komplett entschwefelt. Im Rahmen dieser ersten Ökologisierungswelle der Kohlekraftwerke der ČEZ-Gruppe sanken die SO2-Emissionen auch im Kraftwerk Prunéřov I um 92 %, die Asche-Festpartikel um 95 %, die Stickoxidemissionen um 50 % und die Kohlenoxidemissionen um 77 %.

Bereits zu Beginn der 2. Ökologisierungswelle der Kohlekraftwerke der ČEZ-Gruppe war bekannt, dass sich eine weitere Modernisierung wegen der strenger werdenden Emissionsgrenzwerte aus ökologischer Sicht nicht auszahlen würde, da die klar festgelegten abbaubaren Kohlevorkommen nur für die modernisierten Kraftwerke Tušimice und Prunéřov II reichen werden.

„Die Lokalität sollte jedoch weiter als eine bedeutende Basis für moderne und vor allem ökologische Energietrends in Nordböhmen dienen. In Betracht kommen der Dampfgaszyklus, den die ČEZ in Počerady wählte, ggf. ein klassischer Gaskesselraum ähnlich wie bei ČEZ Teplárenská auf dem Gelände des Kraftwerks Ledvice. Eine weitere Möglichkeit stellen Photovoltaikparks auf den infolge von Abrissarbeiten freigewordenen Grundstücken, z.B. anstelle von Kühltürmen, dar. Auch diverse Batteriespeichersysteme für die Speicherung des erzeugen Stroms, große Heißwassertanks und Ähnliches kommen in Betracht,“ schließt Otakar Tuček, Direktor der Kraftwerke Tušimice und Prunéřov. Die Umsetzung, beziehungsweise die faktische Vorbereitung einiger Visionen, könnte wahrscheinlich innerhalb von zehn Jahren in Angriff genommen werden.