20. 9. 2022

Das erste Schiff mit LNG für die Tschechische Republik ist im niederländischen Eemshaven eingetroffen

Das erste LNG-Terminal, das in Europa seit Beginn des Krieges in der Ukraine errichtet wurde, geht allmählich zum vollen Betrieb über. Nach der feierlichen Eröffnung des Terminals am 8. September und der Ankunft des Tankers Murex mit der so genannten Eröffnungsladung ist nun auch das erste Schiff mit einer Flüssigerdgasladung für die Tschechischen Energiebetriebe (ČEZ) in Eemshaven eingetroffen. Es handelt sich um das Tankschiff Gaslog Georgetown, das aus den Vereinigten Staaten gekommen ist.

„Das Erdgas, das wir von diesem LNG-Terminal erhalten, hilft uns, den kommenden Winter zu bewältigen. Wir haben uns gerade deshalb dafür entschieden, weil es das erste LNG-Terminal ist, das in Europa nach der russischen Aggression gegen die Ukraine in Betrieb genommen worden ist“, sagt der Industrie- und Handelsminister Jozef Sikela.

Eine Ladung von 170.000 Kubikmetern LNG (das entspricht 100 Millionen Kubikmetern in gasförmigem Zustand) hat am 23. August das LNG-Terminal Sabine Pass verlassen, das im Golf von Mexiko an der Grenze der Staaten Louisiana und Texas liegt. Das LNG stammt vom Unternehmen Cheniere, einem bedeutenden Exporteur von Flüssigerdgas, der zu den größten Fortune-500-Unternehmen der USA zählt.

„Wir freuen uns, dass wir nach der Inbetriebnahme des Terminals weiterhin zügig vorankommen und dass unser erstes Schiff mit LNG im Hafen angekommen ist. Zwei weitere Tanker mit für die Tschechische Republik bestimmtem Gas werden im Oktober eintreffen, und dann werden wir mit einem Tempo von zwei bis drei Schiffen pro Monat weitermachen. Es handelt sich um einen bedeutender Schritt für die Energiesicherheit der Tschechischen Republik und eine wichtige Absicherung für den Fall, dass von anderen Lieferanten kein Gas mehr in die Tschechische Republik strömt“, sagte der Generaldirektor der ČEZ Daniel Beneš.

Die Ladung ist mit dem Tankschiff Gaslog Georgetown angekommen, einem 293 Meter langen und 46 Meter breiten Tanker, der 2020 vom Stapel gelaufen ist.

„Wir sind bereit, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Europa bei seiner Energieversorgung jetzt und in Zukunft zu helfen. Dieser Meilenstein wird zum gegenwärtigen kritischen Zeitpunkt gesetzt, ist aber gleichfalls das Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit zwischen den Regierungen der Vereinigten Staaten und der Tschechischen Republik sowie der Beziehungen, die Cheniere mit der ČEZ und den tschechischen Ministerien für Industrie und für auswärtige Angelegenheiten aufgebaut hat. Wir freuen uns darauf, den Dialog mit unseren tschechischen Partnern darüber fortzusetzen, wie LNG von Cheniere der Tschechischen Republik helfen kann, ihre Energiesicherheits- und Klimaschutzziele in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erreichen“, sagte Anatol Feygin, geschäftsführender Vizepräsident und kaufmännischer Leiter des Unternehmens Cheniere.

Die Gaslog Georgetown wird nun mehrere Tage in Eemshaven verbringen, während derer das Flüssiggas zunächst ins Terminal gepumpt und anschließend in den gasförmigen Zustand überführt wird.

Das Terminal in Eemshaven ist die erste Anlage dieser Art, die in Europa seit Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar dieses Jahres in Betrieb genommen wurde. So ist es gelungen, das LNG-Terminal wurde in der Rekordzeit von wenigen Monate vorzubereiten und in Betrieb zu nehmen. Die Anlage wird die Lieferung von bis zu acht Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr ermöglichen, von denen drei Milliarden für die Tschechische Republik bestimmt sind, eine Menge, die etwa einem Drittel des tschechischen Jahresverbrauchs entspricht.

Das Terminal besteht aus zwei Schiffen, der Golar Igloo und der Eemshaven LNG, welche die Speicherung und Regasifizierung (FSRU) ermöglichen. Neben der ČEZ haben auch andere bekannte Energieunternehmen, die niederländische Shell und die französische Engie, Kapazitäten im Terminal reserviert.

Das Ministerium für Industrie und Handel hat sich in Zusammenarbeit mit der ČEZ-Gruppe sowohl die Anmietung eines Teils der Kapazität des neuen Terminals als auch die Routen für den Gastransport in die Tschechische Republik gesichert. 

Man sollte wissen, dass:

  • der Transport von LNG über große Entfernungen nur dadurch wirtschaftlich ist, dass das Gas vorher auf minus 160 °C herunter gekühlt und in flüssiger Form komprimiert worden ist,
  • als FSRU-Stationen hauptsächlich NG-Tanker eingesetzt werden, die mit LNG-Regasifizierungsanlagen nachgerüstet worden sind, deren Vorteile die folgenden sind:
    • einfachere Genehmigungsvorschriften – Terminals auf dem Festland (Onshore-Terminals) unterliegen komplizierteren Bauvorschriften, dagegen genügt für schwimmende Terminals ein Tiefwasserhafen
    • niedrige Gestehungskosten – sie bewegen sich bei 50-60% im Vergleich zu ähnlich großen Onshore-Terminals
    • Flexibilität – nach der Nutzung können sie verkauft oder an einen anderen Standort transportiert werden; sie können auch als LNG-Tanker dienen
  • in den Terminals das verflüssigte Erdgas nach dem Erwärmen wieder in Gas umgewandelt und durch ein System von Gasfernleitungen zu den Kunden befördert wird,